Getting Real in der Schule: Test in the Wild

Test in the Wild

Formal usability testing is too stiff. Lab settings don’t reflect reality. […]

Guter und lebendiger Unterricht lebt unter anderem davon, dass man ihn kreativ gestaltet und immer wieder neue Ideen ausprobiert. Sicherlich werden sich im Laufe der Jahre bestimmte Methoden und Prinzipien heraus kristallisieren, die sich bewährt haben. Andere werden über Bord geworfen, weil sie nicht funktionieren. Doch auch diese Auswahl wird immer wieder einer Überprüfung standhalten müssen.

Die pädagogische Literatur ist voller neue Ideen – (meist) gut begründet und in kunstvolle Theoriegebäude integriert. Diese „Papierideen“ entsprechen den „Laborbedingungen“ beim Testen von Software. Sie genügen (meist) wissenschaftlichen Maßstäben und schalten möglichst viele Unbekannte aus, doch letzten Endes ist die ganze „Testsituation“ künstlich. Auf Papier lässt sich für niemanden beurteilen, ob eine Idee wirklich funktioniert oder nicht. Und selbst wenn sich ein Ansatz für einen bestimmten Kollegen bewährt hat, bedeutet das noch lange nicht, dass auch ich ihn erfolgreich umsetzen kann. Beim Unterrichten kommen einfach zu viele individuelle Faktoren zusammen.

In freier Wildbahn

An dieser Stelle kommt der Getting Real Grundsatz „Test in the Wild“ zum Tragen: Probier das in „freier Wildbahn“ aus. Wenn ich eine neue Idee habe, überlege ich natürlich erst einmal, ob sie im konkreten Fall Sinn macht. Vielleicht wälze ich sogar die didaktische Literatur, um eine fundierte Begründung für den Einsatz zu finden. Doch letztendlich ist „Test in the Wild“ der einzige Grundsatz, der zügig und direkt greifbare Ergebnisse und Erfahrungen liefert. Mit viel Erfahrung kann man wohl grundlegend schon im Vorfeld abschätzen, ob etwas funktioniert oder nicht. Doch am Ende greift die rein theoretische Überlegung zu kurz. Nur Ausprobieren bringt Klarheit.

Um unbeschwert „in freier Wildbahn“ ausprobieren zu können, muss ein gutes und offenes Verhältnis zu den Schülern bestehen. Dann kann ich ihnen sagen, dass heute ein „Testlauf“ stattfindet. Und dann kann ich ihnen auch sagen, wenn der Test nicht so funktioniert wie ich dachte. Die Schüler können mir unter Umständen sogar Rückmeldung geben, wie sich die Idee aus ihrer Sicht darstellt.

Wirklich tun statt nur ausdenken

„Test in the Wild“ ist letzten Endes auch ein Ansporn, öfter mal etwas Neues auszuprobieren anstatt es sich nur auszudenken. Im Kombination mit anderen Getting Real Strategien (z.B. Can you handle it oder Rinse and Repeat), wird das den Unterricht beleben und die Freude an der Arbeit fördern.

Dieser Artikel ist Teil einer Serie. Um ihn einzuordnen, lesen Sie am besten den einleitenden Beitrag: Getting Real in der Schule

 

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