Lehrer werden

Immer mal wieder fragen angehende Abiturienten bei mir nach, worauf es denn ankäme, wenn man Lehrer werden möchte. Dieser Beitrag soll die wichtigsten Informationen sammeln, damit die persönlichen Beratungsgespräche sich auf individuelle Fragen konzentrieren können. Den aktuellen Anlass, den Artikel (endlich) zu schreiben, lieferte Daniels Frage vor einigen Tagen.

Wie kann man also herausfinden, ob Lehrer der richtige Beruf für einen ist?

Meine persönlichen Prioritäten

Ich persönlich halte zwei Charaktereigenschaften für besonders wichtig, wenn man Lehrer werden möchte:

  1. Man sollte Freude am Lernen haben und daran, das Gelernte anderen weiter zu geben. Man könnte auch sagen: Man sollte Freude daran haben, beständig geistig zu wachsen und geistiges Wachstum in anderen zu fördern.
  2. Man sollte den Umgang mit jungen Menschen als interessant und anregend empfinden und ihre in verschiedenen Lebensphasen vorhandenen »Macken« mit wohlwollendem Humor nehmen können.
    Herr Rau hat das in seiner sehr schönen Sammlung von Mitteln, wie er sich seine Arbeitskraft erhält, treffend formuliert:

Ich mag Schüler und habe ein positives Menschenbild. Die sind so jung und so lustig und so kindlich.

herr-rau.de

Wenn diese beiden Eigenschaften vorhanden sind, hat man eine gute Basis. Darauf aufbauend kann man sich vieles erarbeiten, was man sonst noch als Lehrer können muss.

Informationen über den Beruf des Lehrers

Zunächst sollte man sich natürlich ausführlich informieren, was der Beruf des Lehrers neben dem (scheinbar) bekannten Aspekt des Unterrichtens noch für Anforderungen stellt.

  • Eine gute Möglichkeit dafür ist der Eignungstest des Landes Baden-Württemberg. Auf dieser Website gibt es neben dem Test noch eine Reihe weiterer Informationen über die Ausbildung, die Bewerbungsverfahren, die zu erwartenden Einstellungschancen etc. Eine ehemalige Schülerin von mir, die jetzt Lehramt studiert, hat den Test gemacht und hält ihn für sinnvoll. Er führe einem unter anderem die verschiedenen Aufgaben eines Lehrers vor Augen, die einem als Schüler nicht unbedingt bewusst sind.
  • [UPDATE] Der deutsche Bildungsserver hat ein eigenes Portal zum Thema ›Lehrer werden‹
  • Auch im ZUM-Wiki gibt es Informationen über den Lehrerberuf
  • Wenn man grundsätzlich noch überlegt, welche Fächer man studieren möchte, kann vielleicht auch Was studiere ich weiterhelfen.
  • Unitage und ähnliche Informationsveranstaltungen sind natürlich ebenfalls eine gute Möglichkeit, sich ein Bild von einem Studiengang zu machen, wobei man beachten sollte, dass man dabei oft nicht den Alltag zu Gesicht bekommt, sondern ein spezielles »Schülerprogramm«.

Einblicke in den Alltag

Um einen Einblick zu bekommen, wie der Alltag eines Lehrers aussieht, empfiehlt es sich meines Erachtens, so früh wie möglich ein Praktikum in einer Schule zu machen. In Baden-Württemberg ist ein mehrmonatiges Praktikum während des Grundstudiums Pflicht, ich würde aber sagen, dass man ruhig schon vor dem Studium ein bis zwei Wochen absolvieren sollte.

Dabei halte ich es für sinnvoll, dass man nicht nur den Unterricht besucht, sondern Kollegen auch mal einen oder mehrere Tage »auf Schritt und Tritt« begleitet, um zu merken, wie sich so ein Vormittag in der Schule anfühlt.

Falls es möglich ist, sollte man auch mal einen Nachmittag mit einem Kollegen zu Hause am Schreibtisch verbringen, um sich ein Bild von diesem Teil der Tätigkeit machen zu können.

Lehrer online kennen lernen

Schließlich ist es eine gute Idee, frühzeitig Lehrerblogs zu lesen. Dort bekommt man nicht nur viele Ideen für den späteren Unterricht, man lernt mit der Zeit auch die verschiedenen Kollegen kennen, kann über die Kommentare Fragen stellen und bekommt hier und da auch ganz konkrete Einblicke in den Alltag der bloggenden Lehrer. Diese Einblicke sind naturgemäß extrem unterschiedlich, aber gerade das macht sie meines Erachtens interessant – wenn man die Geduld hat, die Blogs über einen längeren Zeitraum zu verfolgen (was man natürlich nur per RSS sinnvoll machen kann).

Hier einige Lehrerblogs, die ich für den Anfang »verschreiben« würde. Ich habe in diese Auswahl Blogs aufgenommen, auf denen einigermaßen regelmäßig und aktuell Beiträge erscheinen und die Einblicke in den Schulalltag und/oder die Persönlichkeit des bloggenden Lehrers ermöglichen.

Noch mal: Es empfiehlt sich, über mehrere Wochen und Monate per RSS mit einem Feedreader mitzulesen, weil das Themenspektrum der Beiträge sehr breit sein kann und ein einzelner Beitrag unter Umständen ein sehr einseitiges Bild vermittelt.

[UPDATE] Felix Schaumburg hat mich freundlicherweise per Twitter an eine ausführliche Liste bloggender Lehrer erinnert.

Außerdem kann man vielen Lehrern auch auf Twitter folgen. Das bietet auch die Möglichkeit zur einfachen und unkomplizierten Kontaktaufnahme. Hier gibt es eine Liste twitternder Lehrer. Wer Twitter noch nicht kennt, kann meinen Artikel Twitter-Einstieg für Lehrer lesen.

Gespräch mit einem »vorbildlichen« Lehrer

Ich hoffe, dass jeder Schüler im Laufe seiner Schulzeit mindestens ein Mal mit einem Lehrer zu tun hatte, der mit Leib und Seele Lehrer ist und der die Freude an seinem Beruf im Alltag rüber bringt. Ein persönliches Gespräch mit diesem Lehrer bringt wahrscheinlich noch weitere wichtige Aspekte zu Tage. Ich würde zum Beispiel fragen, warum diese Person Lehrer geworden ist, was ihr an ihrem Beruf am meisten und was am wenigsten Freude macht.

Fazit

Es gibt also eine Menge Möglichkeiten, Einblicke in den Beruf des Lehrers zu bekommen, bevor man mit einem Lehramtsstudium beginnt.

  • Habe ich wichtige Punkte vergessen?
  • Gibt es Lehrerblogs, die unbedingt noch in der obigen Liste stehen sollten?

Bitte in den Kommentaren ergänzen.

 

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