Gut investierte Zeit

Wenn der Arbeitsaufwand für die Schule zunimmt, reagieren viele Eltern und Schüler damit, Freizeitaktivitäten zu reduzieren: Klavierstunden streichen, kein Fußball mehr, nicht mehr reiten.

Das ist keine gute Idee. Wer sich und seinen Arbeitstag als Erwachsener schon mal kritisch analysiert hat, weiß um den Wert solcher Aktivitäten. Sie machen den Kopf frei, „füllen die Akkus wieder auf“, geben neue Energie für die Arbeit oder die Schule. Natürlich „kosten“ sie auch Zeit, doch die ist gut investiert. Nach zwei Stunden Ausgleich durch Sport oder Musik ist man deutlich leistungsfähiger als wenn man die ganze Zeit über an der Arbeit geblieben wäre. Das scheint besonders dann zuzutreffen, wenn Ideen und Kreativität gefragt sind. Schon der Ortswechsel weg vom Schreibtisch kann die Gedanken in eine neue Richtung lenken und dabei Denkwege eröffnen, über denen man zuvor am Schreibtisch stundenlang erfolglos gebrütet hat.

Dass Sport sich auch messbar positiv auf die schulischen Leistungen auswirkt, hat eine bemerkenswerte Studie kürzlich gezeigt. Bemerkenswert ist sie deshalb, weil sie von einer zwöfjährigen Schülerin und einem vierzehnjährigen Schüler im Rahmen von Jugend forscht durchgeführt wurde und nun in der Deutschen Medizinischen Wochenschrift veröffentlicht wird.

Was sind die Ergebnisse?

Die Bewegungssituation wird in den unteren Klassenstufen (Klassen 5 bis 7, G-8-Schüler) tendenziell schlechter.

Die Schüler des achtjährigen Gymnasiums (in Baden-Württemberg sind das momentan die Stufen fünf bis acht) haben einen deutlich dichteren Zeit- und Lernplan als ihre Mitschüler, die in neun Jahren Abitur machen. Es ergibt sich mehr Nachmittagsunterricht und dadurch weniger Zeit für Freizeitaktivitäten.

Bezüglich des Zusammenhanges von Ernährung/Bewegung fanden wir deutliche Unterschiede zwischen Mädchen und Jungen. Gemeinsame Parameter waren der günstige Einfluss eines niedrigen BMI-Wertes (Body Mass Index [kg/m2]) sowie der negative Einfluss von hohem Medienkonsum auf die Ernähung […].

Bei Mädchen hängt das Ess- und Freizeitverhalten viel enger mit den Schulnoten zusammen. Wir konnten nachweisen, dass gesunde Ernährung (hohe erzielte Ernährungspunktzahl), viel Sport und Ausüben eines Musikinstrumentes signifikant mit besseren Schulnoten assoziiert sind.

Im zitierten Abstract wird nicht näher auf die Situation bei Jungen eingegangen. Ein allgemeines Fazit wird allerdings gezogen:

Es korrelieren gesunde Ernährung, viel Sport und wenig Medienkonsum mit guten Schulnoten. Alarmierend – Schüler der unteren Klassenstufen (G-8-Schüler) bewegen sich weniger. (Quelle aller Zitate).

Es scheint sich zu bestätigen, dass man trotz hoher Arbeitsbelastung in der Schule zumindest ein gewisses Maß an Freizeitaktivitäten der Schüler beibehalten sollte — nicht trotz, sondern wegen der schulischen Anforderungen.

Allerdings ist auch eine Fehlerquelle in der genannten Korrelation zwischen Sport und guten Schulnoten denkbar: Schüler, die von vornherein besser in der Schule sind, müssen weniger Zeit dafür investieren und haben daher mehr Zeit für Sport zur Verfügung. Der Grund für die guten Noten wäre dann nicht der Sport, sondern Zeit für Sport und gute Noten wären beide Konsequenzen einer vorhandenen schulischen Begabung.

Zumindest in der Tendenz kann man aber sicher davon ausgehen, dass es Schülern gut tut, wenn Sie neben der Schule noch Hobbies wie Sport oder Musik pflegen. Zumindest indirekt (über Motivation, Ausgeglichenheit etc.) wirkt sich das sicher positiv auf die Leistungen und die Leistungsbereitschaft aus.

 

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