Getting Real in der Schule: Alone Time

Alone Time

People need uninterrupted time to get things done. […]

When you have a long stretch when you aren’t bothered, you can get in the zone. The zone is when you are most productive. It’s when you don’t have to mindshift between various tasks. It’s when you aren’t interrupted to answer a question or look up something or send an email or answer an im. The alone zone is where real progress is made.

Getting in the zone takes time. And that’s why interruption is your enemy. […]

Set up a rule at work: Make half the day alone time.

A successful alone time period means letting go of communication addiction. During alone time, give up instant messenging, phone calls, and meetings. Avoid any email thread that’s going to require an immediate response. Just shut up and get to work.

„People need uninterrupted time to get things done.“ Diese scheinbar simple Erkenntnis sollte man einen Moment wirken lassen. Um wirklich produktiv zu sein, braucht man konzentrierte Arbeitszeit an einem Stück.

Aber was ist mit Multitasking? Drei, vier Arbeitsstränge gleichzeitig beherrschen, eMails, eine kurze Webrecherche, rasch telefonieren und gleichzeitig die nächste Englischsstunde vorbereiten oder eine Klassenarbeit entwerfen? Multitasking ist doch das Gebot der Zeit — nur an einer Sache zu arbeiten ist doch so „1980“, oder? Oder?

Multitasking ist in Ordnung für bestimmte Aufgaben: wenn wenig Konzentration nötig ist, wenn die Aufgabe aus kurzen Teilschritten besteht, wenn die Struktur der Aufgabe eher linear ist. Bei solchen Aufgaben schadet es meist wenig, wenn man nebenher noch andere Dinge im Kopf hat und sich zwischendurch immer wieder diesen zuwendet. Wohlgemerkt: es schadet nicht. Ideal ist diese Vorgehensweise auch bei simplen Aufgaben nicht.

Bei komplexeren Aufgaben wird Multitasking problematisch. „When you have a long stretch when you aren’t bothered, you can get in the zone.“ Man braucht in der Regel einen gewissen „Anlauf“, bis man wirklich „in einer Aufgabe drin“ ist, d.h. bis die Arbeit wirklich läuft. Wenn ich mich z.B. nach der Mittagspause an den Schreibtisch setze, um die kommenden Stunden vorzubereiten, brauche ich in der Regel 15-20 Minuten, bis ich „wirklich“ anfange. In dieser Zeit sortiere ich Unterlagen, hefte Blätter ab, kümmere mich um Entschuldigungen etc. All die kleinen Dinge, die ohnehin gemacht werden müssen, für die ich aber keine volle Konzentration brauche. Es macht keinen Sinn, auf der Stelle mit der Vorbereitung anfangen zu wollen. Zu Beginn des Referendariats habe ich das versucht — dann verstrich die erste halbe Stunde mit Surfen oder aus dem Fenster schauen. Da ist es sinnvoller, beim Warmlaufen schon Kleinkram zu erledigen.

Dieser „Anlauf“ lässt sich bei vielen komplexeren Tätigkeiten beobachten. Offenbar muss das Gehirn erst eingestimmt werden, bevor es seine ganze Aufmerksamkeit der anstehenden Tätigkeit widmen kann. Damit ist auch nachvollziehbar, warum Multitasking problematisch ist: man unterbricht den Fluss ständig, um etwas anderes zu tun und hat daher nach jeder Unterbrechung wieder eine Anlaufphase. Vielleicht nicht so lang wie die erste, aber dennoch eine Anlaufphase. „Getting in the zone takes time. And that’s why interruption is your enemy.“

Make half the day alone time

Als Lehrer hat man typischerweise morgens Unterricht und nachmittags Vorbereitungszeit. Am Nachmittag wird die Frage nach alone time relevant. Denn hier ist man frei in der Gestaltung der Arbeitszeit und der Arbeitsbedingungen — mit allem Potentialen und „Gefahren“. Am Nachmittag kann ich strukturiert und produktiv sein, oder mich verzetteln und Zeit verschwenden. Das hängt allein von mir ab. Im Kontext des Softwareentwicklers empfiehlt „Getting Real“, einen halben Tag für alone time zu reservieren, ausgehend von einem vollen Arbeitstag im Büro. Als Lehrer ist die Ausgangssituation eine andere: es kommt nur der Nachmittag (und Abend) für alone time überhaupt in Frage. Während dieser Zeit fokussiert an jeweils einer Aufgabe zu arbeiten und dann zur nächsten zu gehen, wäre sicher erstrebenswert, ist aber (zumindest für mich) wenig realistisch. Denn es gibt eben auch zahlreiche „Kleinigkeiten“ zu erledigen, die ohne Schwierigkeiten parallel laufen können und teilweise sogar sollten (es wäre z.B. Zeitverschwendung, neben der Kaffeemaschine zu warten, bis der Kaffee fertig ist).

Allerdings kann es sinnvoll sein, eine bestimmte Zeitspanne des Nachmittags bewusst als alone time zu „reservieren“, sozusagen als „Termin“ zu „buchen“, um während dieser Phase dann konzentriert an den komplexen Aufgaben zu arbeiten.

„A successful alone time period means letting go of communication addiction.“ Alle Störquellen sollten während der alone time eliminiert werden: das eMail-Programm, der Webbrowser, das Chatprogramm, das Handy, vielleicht sogar das Telefon. Je nach familiärem Kontext wäre es auch denkbar, ein „Bitte nicht stören“ Schild an die Tür zu hängen und mit den Familienmitgliedern zu vereinbaren, dass die alone time respektiert wird. Man könnte sich noch viele Strategien für die Gestaltung von alone time einfallen lassen. Wichtig ist, dass man diese Phasen bewusst einplant und dann gezielt die Aufgaben erledigt, die anspruchsvoll und komplex sind. Dann wird man erleben können, wie zufrieden stellend es ist, sich in ein Thema zu vertiefen und produktiv voran zu kommen: „Just shut up and get to work.“

Dieser Artikel ist Teil einer Serie. Um ihn einzuordnen, lesen Sie am besten den einleitenden Beitrag: Getting Real in der Schule

 

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